LiebesgedichteLiebesgedichte

Eine Liste der schönsten Muttertag Gedichte - Klassiker als auch moderne; sowohl kurz als auch lang - und manche sind auch lustig.

An meine Mutter

So gern hätt ich ein schönes Lied gemacht
von deiner Liebe, deiner treuen Weise;
die Gabe, die für andre immer wacht,
hätt ich so gern geweckt zu deinem Preise.

Doch wie ich auch gesonnen mehr und mehr,
und wie ich auch die Reime mochte stellen,
des Herzens Fluten wallten darüber her,
zerstörten mir des Liedes zarte Wellen.

So nimm die einfach schlichte Gabe hin,
von einfach ungeschmücktem Wort getragen,
und meine ganze Seele nimm darin:
Wo man am meisten fühlt,
weiß man nicht viel zu sagen.

Annette von Droste-Hülshoff

Sonntagsgedicht

Lachen und Lächeln
sind Tor und Pforten,
durch die viel Gutes
in den Menschen
hineinhuschen kann.

Christian Morgenstern

Selbstgeständnis

Ich bin meiner Mutter einzig Kind,
Und weil die andern ausblieben sind,
Was weiß ich wie viel, die sechs oder sieben,
Ist eben alles an mir hängen blieben;
Ich hab müssen die Liebe, die Treue, die Güte
Für ein ganz halb Dutzend allein aufessen,
Ich wills mein Lebtag nicht vergessen.
Es hätte mir aber noch wohl mögen frommen,
Hätt ich nur auch Schläg für Sechse bekommen.

Eduard Mörike

Meiner Mutter

Wie oft sah ich die blassen Hände nähen,
ein Stück für mich - wie liebevoll du sorgtest!
Ich sah zum Himmel deine Augen flehen,
ein Wunsch für mich - wie liebevoll du sorgtest!

Und an mein Bett kamst du mit leisen Zehen,
ein Schutz für mich - wie sorgenvoll du horchtest!
Längst schon dein Grab die Winde überwehen,
ein Gruß für mich - wie liebevoll du sorgtest!

Detlev von Liliencron

Wenn eine Mutter betet für ihr Kind

Der reinste Ton, der durch das Weltall klingt,
Der reinste Strahl, der zu dem Himmel dringt,
Die heiligste der Blumen, die da blüht,
Die heiligste der Flammen, die da glüht,
Ihr findet sie allein, wo, fromm gesinnt,
Still eine Mutter betet für ihr Kind.

Der Tränen werden viele hier geweint,
So lange uns des Lebens Sonne scheint;
Und mancher Engel, er ist auserwählt,
Auf dass er unsre stillen Tränen zählt;
Doch aller Tränen heiligste, sie rinnt,
Wenn eine Mutter betet für ihr Kind.

O schaut das Hüttchen dorten, still und klein,
Nur matt erhellt von einer Lampe Schein,
Es sieht so trüb, so arm, so öde aus,
Und gleichwohl ist's ein kleines Gotteshaus,
Denn drinnen betet, fromm gesinnt,
Still eine Mutter für ihr Kind.

O nennt getrost es einen schönen Wahn,
Weil nimmer es des Leibes Augen sah'n,
Ich lasse mir die Botschaft rauben nicht,
Die Himmelsbotschaft, welche zu uns spricht:
Daß Engel Gottes stets versammelt sind,
Wenn eine Mutter betet für ihr Kind.

Ferdinand Stolle (1806 - 1872), eigentlich Ferdinand Ludwig Anders, deutscher Schriftsteller, Belletrist, Redakteur und Verleger.


"Das schönste Wort auf den Lippen der Menschheit ist das Wort "Mutter", und der schönste Ruf ist der Ruf "Meine Mutter". Es ist ein Wort voller Hoffnung und Liebe, ein süßes und freundliches Wort, das aus der Tiefe des Herzens kommt. Die Mutter ist alles - sie ist unser Trost im Kummer, unsere Hoffnung im Elend und unsere Stärke in der Schwäche. Sie ist die Quelle der Liebe, der Barmherzigkeit, des Mitgefühls und der Vergebung."

Khalil Gibran; Briefe


Meine teuere Mama,
erst am 24., in der uns teueren stillen Stunde sollst Du diese Zeilen lesen, die Dir Zeugnis sein sollen meiner herzlichen Gegenwart an Deinem Weihnachts-Abende. Nur mit einer kleinen Gabe kann ich kommen, aber mit einer, die mich Dir wirklich nahe bringt und macht, daß ich wo Du auch seist Dich begleiten kann und vor Dir stehen kann mit meiner lieben Frau immer wenn Du es willst, wie bei unserem jüngsten Karlsbader Wiedersehen!
Du hast einen diesbezüglichen Wunsch einmal, während wir in Paris waren, ausgesprochen; damals konnte ich ihn nicht erfüllen, aber ich habe ihn, wie Du siehst, nicht vergessen und wünsche nun von Herzen, daß das Bild Dir gefiele und Dir wirklich das Gefühl unserer Gegenwart gäbe an jenem heiligen Abend und immer, später, wenn es vor Dir steht.

Du mögest es gut aufnehmen und die Geringheit unserer Gabe mit der Art entschuldigen, wie sie gegeben und gemeint ist!

Das Christkind, das Du mir zugedacht hast, fällt ja viel, viel reicher aus, nach allem was Du mir schon davon geschrieben hast, als das was ich Dir bereiten möchte!
Aber wo meine Gabe nicht hinreicht, da muß die Versicherung sprechen, daß viele viele Wünsche von mir Dein Fest mit Dir feiern und Dich umgeben und für Dich beten in der heiligen Stunde, die wir zusammen erleben, weil wir sie tief gemeinsam fühlen und empfangen. Genieße, liebe Mama, offenen Herzens ihre große Festlichkeit, und laß Dir von ihren sanften Händen alle Sorge aus dem Herzen nehmen.

Wer Vertrauen hat ist stark, und diese stille Weihnachtsstunde ist von denen, die Kraft verleihen können, weil sie voll Wunder ist und voll Geheimnis. Und man muß nur still und einsam und geduldig genug sein, um die Gnade einer solchen Stunde in sich aufzunehmen, die in viele nicht eingeht, weil kleines Geräusch in ihnen ist und keine Ordnung.
Es liegt schließlich alles daran, daß wir uns an das Große halten, an das, was wir allein in unserem Herzen erleben und was niemand stören kann. Wenn wir uns in den Stunden großer Sammlung und Erhebung sagen, daß das das Leben ist, was sich so zitternd und festlich in uns rührt und unseren Blick blendet mit großen glänzenden, tiefherkommenden Tränen, - dann wird die kleine Wirrnis, die uns umgibt, das Tägliche und Trübe uns nicht mehr irre machen; mit mitleidiger Nachsicht werden wir es ertragen und wenn wir auch leiden unter der Last, sie wird uns nicht geringer machen als Gott uns will, der gerade jene Stunden der Erhebung uns gesetzt hat wie strahlende Stationen des dunklen Weges, auf dem wir ihn suchen!

Nimm, liebste Mama, diese Worte in stiller Stunde als Zeichen und Zeugnis meiner liebevollen Nähe und Gegenwart. Wie wünsche ich, daß der heilige Abend Dich gesund fände und daß alle Verhältnisse in Deiner Umgebung so sind, daß Du gute stille Stunden hast. Nimm innigen Dank für alles Liebe und Gute was Du uns in unsere Einsamkeit sendest und was Du unserer lieben Ruth gesandt hast. Du weißt uns immer wohlzutun und mußt auch wissen, daß wir das von ganzem Herzen fühlen! In Liebe umarmt Dich, liebe Mama,
Dein René.

Brief von Rainer Maria Rilke an seine Mutter am 20. Dez. 1903; Rom, Villa Strohl-Fern.

 

 

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