LiebesgedichteLiebesgedichte

Eine Liste der schönsten Gedichte zum neuen Jahr - Klassiker als auch moderne; sowohl kurz als auch lang - und manche sind auch lustig.

Wünsche zum neuen Jahr

Ein bisschen mehr Freude und weniger Streit,
ein bisschen mehr Güte und weniger Neid,
ein bisschen mehr Liebe und weniger Hass,
ein bisschen mehr Wahrheit, das wär doch was!

Statt soviel Unrast ein bisschen Ruh,
Statt immer nur ich bisschen mehr du,
statt Angst und Hemmung ein bisschen mehr Mut
und Kraft zum Handeln, das wäre gut.

Kein Trübsal und Dunkel, ein bisschen mehr Licht,
kein quälend Verlangen, ein froher Verzicht,
und viel mehr Blumen, solange es geht,
nicht erst auf Gräbern, denn da blühn sie zu spät.

Peter Rosegger

Neujahr - jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um die üblichen guten Vorsätze für das neue Jahr zu fassen. Nächste Woche können Sie wie üblich beginnen, die Hölle damit zu pflastern [Anmerkung: es hamdelt sich um eine schwierig zu übersetzende Anspielung auf das englische Sprichwort: "The Way to Hell is paved with good Intentions"].
Gestern hat jeder seine letzte Zigarre geraucht, seinen letzten Drink genommen und seinen letzten Eid geschworen. Heute sind wir eine fromme und vorbildliche Gemeinschaft. In dreißig Tagen werden wir unsere Reformation in den Wind geschlagen haben und unsere alten Unzulänglichkeiten deutlich kürzer als bisher halten. Wir werden auch angenehm darüber nachdenken, wie wir letztes Jahr um diese Zeit das Gleiche getan haben. Wie auch immer, geht hinein, Gemeinschaft.

Silvester ist eine harmlose jährliche Einrichtung, die niemandem von besonderem Nutzen ist, außer als Sündenbock für promiskuitive Betrunkene, freundliche Anrufe und schwachsinnige Vorsätze, und wir wünschen Ihnen, dass Sie es mit einer Lockerheit genießen, die der Größe des Anlasses angemessen ist.

Mark Twain; Letter to Virginia City Territorial Enterprise, Jan. 1863

Neujahrslied

Des Jahres letzte Stunde
Ertönt mit ernstem Schlag:
Trinkt, Brüder, in die Runde,
Und wünscht ihm Segen nach.
Zu jenen grauen Jahren
Entfliegt es, welche waren;
Es brachte Freud und Kummer viel,
Und führt’ uns näher an das Ziel.

CHOR
Ja, Freud und Kummer bracht’ es viel,
Und führt’ uns näher an das Ziel.

In stetem Wechsel kreiset
Die flügelschnelle Zeit:
Sie blühet, altert, greiset,
Und wird Vergessenheit;
Kaum stammeln dunkleSchriften
Auf ihren morschen Grüften.
Und Schönheit, Reichtum, Ehr und Macht
Sinkt mit der Zeit in öde Nacht.

CHOR
Und Schönheit, Reichtum, Ehr und Macht
Sinkt mit der Zeit in öde Nacht.

Sind wir noch alle lebend,
Wer heute vor dem Jahr,
In Lebensfülle strebend,
Mit Freunden fröhlich war?
Ach mancher ist geschieden,
Und liegt und schläft in Frieden!
Klingt an, und wünschet Ruh hinab
In unsrer Freunde stilles Grab.

CHOR
Klingt an, und wünschet Ruh hinab
In unsrer Freunde stilles Grab.<

Wer weiß, wie mancher modert
Ums Jahr, versenkt ins Grab!
Unangemeldet fodert
Der Tod die Menschen ab.
Trotz lauem Frühlingswetter
Wehn oft verwelkte Blätter.
Wer von uns nachbleibt, wünscht dem Freund
Im stillen Grabe Ruh, und weint.

CHOR
Wer nachbleibt, wünscht dem lieben Freund
Im stillen Grabe Ruh, und weint.

Der gute Mann nur schließet
Die Augen ruhig zu;
Mit frohem Traum versüßet
Ihm Gott des Grabes Ruh.
Er schlummert kurzen Schlummer
Nach dieses Lebens Kummer;
Dann weckt ihn Gott, von Glanz erhellt,
Zur Wonne seiner bessern Welt.

CHOR
Dann weckt uns Gott, von Glanz erhellt,
Zur Wonne seiner bessern Welt.

Auf, Brüder, frohes Mutes,
Auch wenn uns Trennung droht!
Wer gut ist, findet Gutes
Im Leben und im Tod!
Dort sammlen wir uns wieder,
Und singen Wonnelieder!
Klingt an, und: Gut sein immerdar!
Sei unser Wunsch zum neuen Jahr!

CHOR
Gut sein, ja gut sein immerdar!
Zum lieben frohen neuen Jahr!
Dunkle Schriften auf dem Grabe der Zeit
sind Geschichte und Denkmäler alter
Taten, Gebräuche, Meinungen.

Johann Heinrich Voß

Zu Neujahr

Will das Glück nach seinem Sinn
Dir was Gutes schenken,
Sage Dank und nimm es hin
Ohne viel Bedenken.

Jede Gabe sei begrüßt,
Doch vor allen Dingen:
Das, worum du dich bemühst,
Möge dir gelingen.

Wilhelm Busch; "Schein und Sein"

Neujahrspredigt

Lasst uns, Freunde, ins neue Jahr
Eingehn wie in ein schönes, gesichertes Haus,
In dem die Liebe und der Friede wohnt
Und Schönheit überall heimisch ist.

Und lasst uns, Freunde, heiter gelassenen Sinns,
Mit keinem Hass belastet, ohne Neid,
Heil, liebe Freunde, im starken Herzen, lasst uns
In dieses neue Haus einziehn, und lachend.

Otto Julius Bierbaum; die ersten beiden Strophen des Gedichts, die anderen sind weniger erbaulich

Zum Neuen Jahr

„Wird’s besser? Wird’s schlimmer?“
fragt man alljährlich.
Seien wir ehrlich:
Leben ist immer
lebensgefährlich.

Erich Kästner

Neujahrslied

Mit der Freude zieht der Schmerz
traulich durch die Zeiten.
Schwere Stürme, milde Weste,
bange Sorgen, frohe Feste
wandeln sich zur Seiten.

Und wo eine Träne fällt,
blüht auch eine Rose.
Schon gemischt, noch eh wir´s bitten,
ist für Thronen und für Hütten
Schmerz und Lust im Lose.

War's nicht so im alten Jahr?
Wird's im neuen enden?
Sonnen wallen auf und nieder,
Wolken gehn und kommen wieder,
und kein Wunsch wird's wenden.

Gebe denn, der über uns
wägt mit rechter Waage,
jedem Sinn für seine Freuden,
jedem Mut für seine Leiden
in die neuen Tage.

Jedem auf des Lebens Pfad
einen Freund zur Seite,
ein zufriedenes Gemüte
und zu stiller Herzensgüte
Hoffnung ins Geleite.

Johann Peter Hebel (1760 - 1826)


Die Jahre gehn… Und doch ist's wie im Zug:
Wir gehn vor allem und die Jahre bleiben
wie Landschaft hinter dieser Reise Scheiben,
die Sonne klärte oder Frost beschlug.

Wie sich Geschehenes im Raum verfügt;
Eines ward Wiese, eins ward Baum, eins ging
den Himmel bilden helfen… Schmetterling
und Blume sind vorhanden, keines lügt;

Verwandlung ist nicht Lüge…

Rainer Maria Rilke; Aus: Die Gedichte 1922-1926 (Muzot, 10.12.1925)


Nun ist das Licht im Steigen,
Es geht ins neue Jahr.
Lass deinen Mut nicht neigen,
Es bleibt nicht, wie es war.

So schwer zu sein, ist eigen
Im Anfang immerdar,
Am Ende wird sich's zeigen,
Wozu das Ganze war.

Nicht zage gleich dem Feigen
Und klag' in der Gefahr!
Schwing auf zum Sonnenreigen
Dich schweigend wie der Aar!

Und wenn du kannst nicht schweigen,
So klage schön und klar!

Friedrich Rückert


„Und nun wollen wir glauben an ein langes Jahr, das uns gegeben ist, neu, unberührt, voll nie gewesener Dinge, voll nie getaner Arbeit, voll Aufgabe, Anspruch und Zumutung; und wollen sehen, dass wir's nehmen lernen, ohne all zu viel fallen zu lassen von dem, was es zu vergeben hat, an die, die Notwendiges, Ernstes und Großes von ihm verlangen.”

Rainer Maria Rilke; Aus einem Brief an Clara Rilke, 1. Januar 1907


Ein neues Buch, ein neues Jahr
Was werden die Tage bringen?!
Wird′s werden, wie es immer war,
Halb scheitern, halb gelingen?

Ich möchte leben, bis all dies Glühn
Rücklässt einen leuchtenden Funken.
Und nicht vergeht, wie die Flamm′ im Kamin,
Die eben zu Asche gesunken.

Theodor Fontane


 

 

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